Hertha hat seine Schulden los…
…und dafür jetzt eine Heuschrecke im Verein! Dieser Deal war aber angesichts des einfach nicht kleiner werdenden Schuldenberges bei der alten Dame in Berlin absolut notwendig und deshalb klopfen sich die Vereinsverantwortlichen jetzt selbst kräftig auf die Schulter. Aber was genau verkauft der Verein denn jetzt wirklich? Ein Finanzinvestor, der von Ex-SPD Chef Franz Müntefering als „Mutter aller Heuschrecken“ bezeichnet wird, macht diesen Deal ja nicht aus reiner Freude am Leben…
Alle finanziellen Verbindlichkeiten werden getilgt. Das ist der schönste Tag, seit ich hier verantwortlich bin. Ein Meilenstein! (Ingo Schiller, Verantwortlich für die Finanzen bei Hertha BSC Berlin)
61,2 Millionen Euro hat der amerikanische Finanzinvestor „Kohlberg Kravis Roberts & Co“ an die Berliner überwiesen. Eine stolze Summe, die die Hertha mehr als dringend gebraucht hat um endlich mal schuldenfrei zu werden. Nun ja, schuldenfrei ist jetzt das falsche Wort. In Wahrheit hat man zwar die Schulden getilgt, aber gleichzeitig auch wieder ein neues Darlehen aufgenommen um die verpfändeten Catering-, Marken- und Fernsehrechten zurückzukaufen. Nur mit diesen Rechten ist allerdings wiederrum gewährleistet, dass die Hertha auch langfristig wieder Einnahmen aus diesen Bereichen generieren kann und nicht nur auf Pump leben muss. Damit haben wir jetzt den Deal schon mal halbwegs erklärt. Damit das aber auch noch mal richtig verständlich wird, haben wir auch die Zahlen des Deals zusammengesucht und die sehen so aus:
Aktien (9,7%) | Â 18,2 Millionen Euro |
Darlehen | Â 36,0 Millionen Euro |
Handgeld | Â 7,0 Millionen Euro |
Insgesamt: | Â 61,2 Millionen Euro |
Da Hertha BSC Berlin jetzt 9,7% an Klubanteile verkauft hat ist KKR jetzt Minderheitsaktionär. Dadurch haben die Amerikaner auch einen Platz im Aufsichtsrat erworben und sind an den Gewinnen des Vereins beteiligt.
Gelingt es Hertha, dauerhaft international mitzuspielen, geht der Deal für KKR auf. Gelingt es nicht, wird der Ton deutlich rauer. Hertha ist zum Erfolg verdammt – mehr als je zuvor. (Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), in der Bild am Sonntag)
Also zweiten Baustein hat die Hertha von KKR ein Darlehen zu sehr günstigen Konditionen bekommen. Damit sparen sich die Berliner etliche Millionen im Jahr, die sie zuvor an Zinsen an die Banken abdrücken haben müssen. Aber ein Darlehen ist ein Darlehen und das muss irgendwann auch mal wieder zurückgezahlt werden. Am Ende heißt das, dass die Hertha weiterhin 36 Millionen Euro Schulden hat und in der Zukunft auch weiterhin das Geld zusammen halten muss.
Und so ganz nebenbei gab es noch 7 Millionen Euro Handgeld zur freien Verfügung. Diese sind aber nicht für neue Spieler vorgesehen, sondern sollen im Etat aufgehen. Eventuell schafft man es ja dadurch, den ein oder anderen Vertrag noch zu verlängern…
Keiner braucht zu glauben, dass wir ab Sommer astronomische Transfers tätigen. (Michael Preetz, Manager von Hertha BSC Berlin)
Jetzt wissen wir was die Hertha davon hat. Aber eine Heuschrecke ist kein barmherziges Kloster sondern eine knallhart arbeitende Finanzfirma. Und dort zählt dann nur eines, die Gewinne. Die kommen zum einen durch die Gewinnbeteiligung als Minderheitsaktionär sowie durch die Zinseinnahmen bei dem Darlehen. Zusätzlich werden die Aktien durch den steigenden Kurs auch noch wertvoller. Aber das ist jetzt noch nicht alles, denn am wertvollsten kann am Ende der Sitz im Aufsichtsrat werden. Dadurch hat KKR Einfluß im Verein was aber für Präsident Werner Gegenbauer kein Problem darstellt. Hauptsache die Hertha ist finanziell wieder auf Kurs…
Dies ist eine bahnbrechende Vereinbarung für Hertha. (Werner Gegenbauer, Präsident von Hertha BSC Berlin)
Ob das alles gut ist für die Hertha oder ob sich ein Finanzinvestor nur eine goldene Nase verdienen will, werden die kommenden Jahre zeigen. Ich für meinen Teil habe starke Zweifel an dem Deal, denn ein Invenstor will schlichtweg nur seinen eigenen Vorteil aus einem Deal ziehen und zur Not geht man dafür über Leichen. Das aber wird am Ende sicher zu Lasten der Fans und des Fussballs gehen und genau das will ja niemand sehen. Aber ändern kann man nichts dagegen, denn die Fans wurden nicht gefragt, ob sie mit einer Heuschrecke als Minderheitsklubeigner einverstanden sind.
Aber hey, da hab ich natürlich wieder mal nicht nachgedacht. Um die Fans und den Verein geht es ja gar nicht – es geht um die Firma Hertha BSC Berlin…
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